Gedicht des Monats April 2020

Unglück

Kriege werden geplant.
Du kannst ahnen, was kommt.
Das Unglück
trifft unvermutet ein.
Im Finstern schleicht es sich heran
und überfällt dich am helllichten Tag.
Das Unglück, der ratternde Mähdrescher,
sortiert nicht die Halme auf dem Feld.
Es nimmt ausnahmslos alle mit,
ob jung oder alt,
reich oder arm,
intelligent oder ungebildet,
ob von heller oder dunkler Hautfarbe,
ob fromm oder gottlos.
Kein Unglück ohne Tod.
Und der Tod hat’s eilig.

Und dann?
Das Geschrei ist groß.
Wer keinen Halt hat,
umarmt die Lüfte,
produziert Lach- und Luftnummern.
Die kosmetisch gepuderte Angst
hat Hochsaison.
Die antiken Tragödien
sind ein Dreck dagegen.

Der Mensch: Staub, der im Wind verweht.
Und das war’s dann?

Wenn das Unglück dich trifft,
treffe es dich stehenden Fußes an;
greife zum Köcher
und erschieße es
mit der pfeilschnellen Waffe Hoffnung!

Josef Butscher

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