Stigmata des Grauens
Schwach und kurzlebig
die Einblendungen des Glücks
doch unauslöschbar eingebrannt
die Stigmata des Grauens
Es brodelt gärt und kocht
die Elemente beben
der Himmel verfinstert sich
Die Entrechteten finden keinen Anwalt
die Verjagten kein Haus
die Hungernden kein Brot
die Gefolterten kein Mitleid
die Trauernden keinen Tröster
die Getöteten kein Grab
Der Mensch geschaffen nach dem Bilde Gottes
ein Zerrbild eine Fratze
Gewalt regiert
Übel riechende Leichname säumen
die Prozessionsstraßen der sich selbst
feiernden Sieger
Dämonendiener sieden in ihren Räucherkesseln
das Blut der Unschuldigen
und das Volk trunken vom Rauschgift
allumfassender Heilsversprechen tanzt
Wann endet die Tragödie?
Die in der Diaspora
kauernden Schwestern und Brüder des Hiob
beten – und schweigen
Es ist Abend geworden
Nicht nur im Abendland
Josef Butscher |